Sonntag, 29. März 2015

brave enough to say goodbye

Abschied nehmen gehört nicht gerade zu meiner Stärke. Ich bin nicht abgestumpft genug. Meine Gefühle überfluten mich regelrecht. Ein Verstecken lohnt sich nicht. Ich schaffs eh nicht. Manchmal würde ich die Sentimentalität liebend gern abschalten. Jetzt bloß standhaft sein. Tapfer bleiben. Selbstvertrauen ist doch deine Stärke. Bei jedem Atemzug, den ich zum Reden ansetze, werde ich gestört. Es ist fast, als wolle mich etwas zurückhalten, sich dagegenstemmen, mich davor bewahren. Geschlossene Augen. Die Hände ganz fest zu einer Faust geballt. Noch einmal tief durchgeatmet. Ich spüre mein Herz schneller und schneller in mir pochen. Meine Worte fluten mein Gesicht. Brauch gar nicht reden, doch tu es trotzdem. Will es erklären. Mir Rechtfertigungen suchen, Gründe, vielleicht Ausreden. Habe Angst, jemanden zu enttäuschen. Angst, loszulassen. Neu anzufangen. Ich fürchte mich davor, dass mich jemand verlässt. Wie ist es, andere zu verlassen? Das gilt es herauszufinden. Nur wenn ich einen Schritt wage, weiß ich, dass es einer zu viel war oder dass ich weitergehen muss. Einen Fuß vor den anderen setzen. Schritt für Schritt. Ganz langsam, ganz bedacht. Ich blicke in entsetze und verwunderte Mienen. Gesichter, die zu begreifen versuchen. Ein Meer von Armen versucht mich festzuhalten, sich an mich zu klammern und nicht wieder herzugeben. Ein Lächeln zeichnet sich in meinem Gesicht ab. Meine Augen zerfließen regelrecht. Selten ist mir etwas so schwer gefallen. Schließe jeden noch einmal fest in mein Herz, ersticke die Erinnerung, den Schwermut in meinen Zügen und klopfe mir gedanklich auf die Schulter. Ein großer Stein fällt von meinem Herzen, fühl mich ungewohnt befreit, gut. Ich gehe. Nicht für immer. Ich komme zurück. Irgendwann. Bin stolz vielleicht beeindruckt von mir selbst. Bin plötzlich erleichtert vielleicht auch wirklich traurig. Aber ich weiß eines: Ich war das erste Mal wirklich erwachsen.

Donnerstag, 19. März 2015

Und du rennst zu mir, doch läufst ja vorbei.

Verliebte Blicke, dachte ich jedenfalls. Schaffst es nicht mal, deine Zuneigung über die Lippen zu bringen. Sie verstummt tief im Inneren. Warum schreist du es nicht raus? Aus Angst vielleicht oder Scham. Aus Unsicherheit vielleicht oder Stolz. Hab ich nicht die Wahrheit verdient? Aus meinem Herzen meldet sich summend die Melancholie. Leise, fast lautlos schleicht sie sich an, schleicht sie sich ein, dringt ein, dieser Übeltäter. Ich werde von Hoffnungslosigkeit übermannt. Überfordert fast schon hilflos kann ich nur da stehen. Ich ertrinke. Doch das geht vorbei, sag ich mir. Ist doch alles gar nicht so schlimm, rede ich mir ein. So etwas passiert, begreife ich. 
Doch auch wenn ich mit aller Kraft versuche, meine Seele zu verschließen, wünschte ich mit jedem Schritt, den du gehst, dass du bei mir bist. Und du rennst zu mir, doch läufst ja vorbei. Fühl mich, als wär ich unsichtbar und doch so deutlich, so klar sichtbar. Plötzlich so nah an der Realität. Ich spüre jeden Gedanken von dir auf mir abprallen. Fass dir ein Herz, kämpf doch mal. Sei doch mal mutig. Verständnislosigkeit. Der Verstand hat sich schon lange gut versteckt. Hier geht's um viel mehr - erkenne ich. Wer bin ich, wenn ich nicht ohne dich klar sehen kann? Wer bin ich, wenn ich nicht mit dir klar denken kann? Wer bin ich? Bin ich überhaupt noch wer? Und du rennst zu mir, doch läufst ja vorbei. Du kannst mich nicht erreichen. Gleichgültig wer ich bin, für dich bleibe ich unbemerkt. Still und Stumm, leise, fast lautlos schleicht sie sich ein, die Melancholie. Beginnt zu summen, ein bisschen lauter, wahrnehmbar, tief aus dem Inneren. Ich merke: Es war noch nie so leer.